IMO 2010 FTP CODE SCHIFFSBRANDTEST
Feuer ist eine der tödlichsten Bedrohungen für Schiffe, die in internationalen Gewässern fahren. Aufgrund der geschlossenen Räume und begrenzten Fluchtwege kann sich ein Feuer schnell ausbreiten und verheerende Folgen haben. Folglich erlegen die Safety of Life at Sea (SOLAS)-Konvention der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) und der International Fire Test Procedures (FTP) Code strenge Anforderungen an die Feuerbeständigkeit von Schiffsmaterialien.
Die FTP-Regeln von 2010 wurden offiziell am 1. Juli 2012 eingeführt. Sie regeln die Prüfung und Zulassung von feuerfesten Schiffsmaterialien und feuerbeständigen Strukturen in Kapitel II-2 der SOLAS-Konvention. Neben den technischen Aktualisierungen verschiedener Teile haben die Regeln die ursprünglichen MSC.61(67), MSC.101(73) und die von ihnen referenzierten verstreuten Standards integriert, so dass Werften, Konstrukteure, Zulassungsstellen, Hersteller und Drittanbieter-Typenprüforganisationen ein klareres und intuitiveres Verständnis haben.
Gemäß der 2004 verabschiedeten Änderung (MSC.173 (79)) verfeinert Teil III die Prüfstandards für verschiedene Feuerwiderstandsklassen weiter und fügt Sonderbestimmungen für Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge (Teile 10 und 11) hinzu, wodurch die Prüfverfahren für flammhemmende Materialien und feuerbeständige Trennwände präzisiert werden. Die Überarbeitung des FTP-Codes von 2010 stärkt die internationalen einheitlichen Standards und verlangt, dass alle Schiffsmaterialien von von der IMO zugelassenen Prüfstellen zertifiziert werden, um die globale Konsistenz zu gewährleisten.
Feuerprüfungsbereich des IMO 2010 FTP CODE
Der IMO 2010 FTP Code (Fire Test Procedure Code) ist der Kernstandard für die Zertifizierung von feuerbeständigen Schiffsmaterialien. Teil 1 prüft die Nichtbrennbarkeit von Materialien bei 750 °C mit einem Rohrofen und erfordert einen Masseverlust von ≤50 %, einen Temperaturanstieg von ≤30 °C und keine anhaltende Verbrennung. Teil 2 verwendet ein Kegelkalorimeter (25/50 kW/m² Strahlung), um die Rauchdichte und toxischen Gase (CO, HCl, HCN usw.) zu bewerten, um die Evakuierungssicherheit zu gewährleisten. Teil 3 verwendet große vertikale/horizontale Feueröfen, um die Feuerfestigkeit und die Isolationsleistung von A/B/F-Klasseneinteilungen gemäß der ISO 834-Standardkurve zu testen (z. B. erfordert A-60 einen Temperaturanstieg der ungeschützten Oberfläche von ≤140 °C in 60 Minuten). Teil 5 misst die Flammenausbreitung von Oberflächenmaterialien mit Strahlungsplatten (50,5 kW/m²), um die Wärmeabgabe und das brennende Tropfen zu kontrollieren. Teil 10, der speziell für Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge entwickelt wurde, kombiniert Raumtests in Originalgröße mit Kegelkalorimetrie, um die allgemeine Feuerkontrollfähigkeit von feuerbeständigen Materialien zu bewerten.
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FTP Code Teil 1, Nichtbrennbarkeitstest
Zweck
Diese Zertifizierung bestätigt, dass ein Material bei hohen Temperaturen (750 °C) nicht brennt oder brennbare Gase erzeugt. Es ist die primäre Zertifizierung für alle feuerbeständigen Materialien an Bord von Schiffen (z. B. A/B/C-Klasseneinteilungen) und stellt sicher, dass sie die Verbrennung in einem Brand nicht unterstützen.
Anwendbare Materialien
Strukturmaterialien: Stahl, Aluminium, Glas
Isoliermaterialien: Mineralwolle, Keramikfaser
Verbundwerkstoffe: Platten, Rohrleitungsisolierung
Innenausstattung: Böden, Wandverkleidungen
Testverfahren
Probenvorbereitung: 5–10 Proben (homogen oder heterogen), getrocknet (105 ± 2 °C oder 500 ± 20 °C zur Entfernung organischer Stoffe).
Test: Die Probe in einen Ofen legen und 30 Minuten lang erhitzen. Folgendes aufzeichnen:
Anhaltende Brenndauer (eine Flamme > 10 Sekunden gilt als brennbar).
Temperaturanstieg in der Mitte der Probe (über Thermoelement).
Masseverlust (vor und nach dem Wiegen).
Umgebung: Temperatur der Testkammer 10–30 °C, relative Luftfeuchtigkeit 20–70 %.
Akzeptanzkriterien
Anhaltendes Brennen: ≤ 10 Sekunden. Temperaturanstieg: ≤ 30 °C in der Mitte der Probe, ≤ 50 °C im Ofen.
Masseverlust: ≤ 50 % (homogen) oder ≤ 50 % (Durchschnitt für heterogene Schichten).
Fehlschlag: Jede Probe brennt > 10 Sekunden oder der Temperaturanstieg/Masseverlust überschreitet den angegebenen Wert.
Anwendung
Alle A/B/C-Klasseneinteilungen: Schottwände, Decks, Türen und Fenster müssen zuerst Teil 1 bestehen.
Kabelummantelungen und Isoliermaterialien: Sicherstellen, dass sie nicht brennbar sind und SOLAS II-2/9 entsprechen.
Zertifizierung: Ein Certificate of Type Approval (COA), ausgestellt von einem akkreditierten Labor (z. B. Intertek), ist erforderlich, mit einer Gültigkeitsdauer von ≤ 5 Jahren.
Standards
IMO FTP Code Anhang 1, Teil 1
ISO 1182:2010 (Nichtbrennbarkeitstestverfahren)
USCG 46 CFR 164.109
Testausrüstung
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Der ISO 1182 Nichtbrennbarkeitstestofen ist ein spezielles Gerät zur Bewertung der nicht brennbaren Eigenschaften von Baustoffen und -produkten, das der ISO 1182:2020 und gleichwertigen internationalen Standards wie EN ISO 1182, BS EN ISO 1182, ASTM E136 und IMO FTP Code Teil 1 entspricht. Bei präzisen 750 °C werden zylindrische Proben (45 mm Durchmesser, 50 mm Höhe) getestet, um den Temperaturanstieg (≤ 50 °C für Ofen, Oberfläche und Mitte), anhaltendes Flammen (keine für A1, ≤ 20 Sekunden für A2) und Masseverlust (≤ 50 % für A1) zu messen und die Einhaltung von Brandschutzklassifizierungen wie Euroklasse A1 und A2 sicherzustellen. Dieser Ofen wird häufig in der Bau-, Bahn-, Schifffahrts- und Luftfahrtindustrie eingesetzt und verfügt über fortschrittliche Doppelthermoelemente, eine automatisierte Temperaturregelung und eine Echtzeit-Datenerfassung, was ihn für die Zertifizierung von Materialien in Anwendungen mit hohem Brandrisiko unerlässlich macht.
FTP Code Teil 2, Rauch- und Toxizitätstest
Zweck
Bewertung der Rauchdichte und der durch brennende Materialien erzeugten toxischen Gase, um die Sichtbarkeit (Erleichterung der Evakuierung) und geringe Toxizität (Reduzierung des Vergiftungsrisikos) während Bränden zu gewährleisten, was insbesondere für Passagierschiffe (>12 Passagiere) von entscheidender Bedeutung ist.
Anwendbare Materialien
Innenausstattung: Bodenbeläge, Teppiche, Wände, Decken
Kabelummantelung: Low-Smoke Zero-Halogen (LSOH)-Kabel
Möbel: Sitzgelegenheiten, Bettwäsche
Isoliermaterialien: Rohre, Maschinenraumisolierung
Testverfahren
Probenvorbereitung: 9 Proben (3 Bedingungen × 3 Replikate), konditioniert für 24 Stunden.
Testbedingungen:
25 kW/m² mit Pilotflamme
25 kW/m² ohne Pilotflamme
50 kW/m² ohne Pilotflamme
Test: Exposition für 10–20 Minuten, Aufzeichnung:
Lichtdurchlässigkeit (maximale Rauchdichte Dm alle 15 Sekunden berechnen)
Gaskonzentration bei maximaler Rauchdichte (FTIR-Probenahme).
Umgebung: Testkammer mit guter Belüftung, Luftgeschwindigkeit < 0,2 m/s.
Akzeptanzkriterien
Rauchdichte:
Unterkunftsbereiche: Dm ≤ 200
Andere Bereiche (z. B. Maschinenraum): Dm ≤ 400
Toxische Gase (Spitzenkonzentration, ppm):
CO ≤ 1450
HCl ≤ 150
HCN ≤ 140
HBr/HF ≤ 600
SO₂ ≤ 120 (Passagierschiff) / 200 (Frachtschiff)
NOx ≤ 350
Fehlschlag: Jede Bedingung überschreitet den Standard.
Anwendung
Passagierschiffe: Obligatorisches Low Smoke Zero Halogen (LSOH) und Sicherstellung der Sichtbarkeit der Evakuierungswege > 60 %.
Kabel/Innenausstattung: Reduzierung der Korrosion durch toxische Gase für Geräte und Gefahren für das Personal.
SOLAS-Konformität: II-2/5.3 (Materialrauch- und Toxizitätskontrolle).
Standards
IMO FTP Code Anhang 1, Teil 2
ISO 5659-2:2017 (Rauchdichte)
ISO 19702:2015 (Toxische Gasanalyse)
IEC 61034-2 (Referenz zur Kabelrauchdichte)
Testausrüstung